Klaviersonate „27. April 1945“ / Vortrag „Zwischenwelten“

27.04.2022
18:30

Location
Schloss Kempfenhausen


Klaviersonate 27. April 1945 des „Bekenntnismusikers“ Karl Amadeus Hartmann

Der Komponist Karl Amadeus Hartmann war zusammen mit seiner Frau Elisabeth selbst Zeuge jenes unvorstellbar entsetzlichen „Todesmarsches“ geworden:

„Am 27. und 28. April 1945 schleppte sich ein Menschenstrom von Dachauer ‚Schutzhäftlingen‘ an uns vorüber – unendlich war der Strom – unendlich war das Elend – unendlich war das Leid.“

Bereits Anfang des Krieges hatte die junge Familie Zuflucht im Anwesen der Schwiegereltern in Kempfenhausen gefunden. Hartmann, dem zehn Jahre zuvor als junger, äußerst begabter Komponist eine sehr erfolgreiche Laufbahn bevorstehen hätte können, entschied sich jedoch, musikalisch seiner antifaschistischen Haltung konkret und vehement Ausdruck zu verleihen. So war u.a. das Orchesterwerk Poème symphonique MISERAE entstanden, gewidmet: „Meinen Freunden, die hundertfach sterben mussten, die für die Ewigkeit schlafen – wir vergessen Euch nicht (Dachau 1933/34)“ und – in späterer Ergänzung „zum Gedenken … politischer und jüdischer Verfolgter, die in Dachau ermordet wurden.“ Absichtsvoll bezeichnete er sich fortan als „Bekenntnismusiker“ und schuf in „innerer Emigration“ sein großes symphonisches Werk – versteckt im Keller des Reußmannschen Hauses im Lüderitzweg 39.

Konsequent komponierte Hartmann denn auch die Klaviersonate 27. April 1945. Im unmittelbaren Eindruck des grauenhaften, gespenstischen Anblicks und der unüberhörbaren Akustik unzähliger, von brutalen SS-Schergen vorbei getriebenen und gepeinigten Gefangenen des KZ Dachaus, versuchte er das Unfassbare musikalisch zu verarbeiten und diesem historischen Geschehen am Ende des Krieges, diesem „unendlichen Leid“ ein entsprechend unüberhörbares Mahnmal zu setzen. In der Komplexität des gesamten Empfindungsspektrums von Entsetzen, Wut und Trauer, in seiner maßlosen Betroffenheit, war es ihm gelungen, ein Werk von ungeahnter Tragweite zu schaffen. Das Geräusch der sich dahin schleppenden Schritte, des Klapperns der Holzschuhe, der Gewehrschüsse war verewigt; verdichtet und musikalisch äußerst anspruchsvoll umgesetzt.

Als Begründer der Konzertreihe Musica Viva, die sich bis heute im Besonderen den verbotenen Werken verfolgter Komponisten widmet, zeigt sich Karl Amadeus Hartmann ebenso beharrlich und konsequent.

Lauriane Follonier, Pianistin

anschließend Vortrag Zwischenwelten. April und Mai 1945 am Starnberger See

Die Welt des nationalsozialistischen Deutschlands, die Welt von Krieg und Gewalt, brach zusammen, die neue Zeit hatte noch nicht begonnen. Die Menschen am Starnberger See erlebten Todesmärsche und „Evakuierungszüge“ mit KZ-Häftlingen, letzte Gefechte, amerikanische und französische Besatzung. Nur noch die Standesämter dokumentierten die Toten. Und doch war es eine Zeit der Hoffnung: Endlich war der Krieg vorbei.

Prof. Dr. Marita Krauss, Historikerin

Wir bitten um verbindliche Kartenreservierung

Eintritt frei

KunstRäume am See

kontakt@kunstraeume-am-see.de

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Veranstalter

     

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